
Depression. Danke dir. Transkript.
Es gibt kein Skript, es gibt keine Punkte, die ich abarbeiten will. Es gibt nur den Drang zu reden, den Drang zu sprechen. Was immer kommt, kommt. Und wen immer es erreichen soll, den wird es erreichen. Und ich will über diese Erkrankung, wie es so pauschal heißt, sprechen.
Weil ich sie missverstanden sehe. Einerseits hat es mich. Eigentlich hat es Jahre gebraucht, bis ich mir eingestehen konnte, sehr starke depressive Schübe zu haben, mich komplett abzuschotten von allem, was gerade um mich herum ist. Und das auch so anzuerkennen. Ich habe es im ersten Moment immer einfach gemacht. Aber ich habe das nicht richtig an mich rangelassen.
Ich habe nicht gedacht. Das ist jetzt etwas, was dich. Begleiten wird für eine lange Zeit, bis du dir irgendetwas richtig genau ansiehst. Was sich hier eigentlich so stark aufdrängt, was dich gerade total in seinen Bann zieht. Aber du immer noch die Tendenz hast, dich abzulenken. Ach, das Projekt muss fertig werden. Ach, die Party nehme ich noch mit.
Ach, ich mache einfach alles so, wie ich es mir denke. Und genau darin lag der Fehler, alles so zu tun, wie ich mir das denke, Wie ich mir das wünsche, die ich mir das vorstelle. Diese ganzen Verstandesebenen. Irgendwie so zu versuchen, in meine Form von Realität zu pressen. Und meine Geschichte mit Depression beginnt eigentlich schon relativ früh, als ich mir mit 15 Jahren mal den Fuß gebrochen habe.
Fußball war meine Leidenschaft, also ein anderes Thema meiner Geschichte. Aber es geht in die Richtung Ich habe meine Leidenschaft verloren, ich habe meinen Ausgleich zur Schulzeit verloren und dann die Schule abgebrochen, das Abitur abgebrochen und dann in einem sehr, sehr dunklen Loch gewesen im sehr dunklen Loch. Habe mich tatsächlich auch manchmal mit dem Rollladen vor dem Tageslicht geschützt. Also die ganzen klassischen Phänomene, die man so vielleicht auf irgendwelchen Jams mal gesehen hat oder in irgendwelchen Serien und Filmen Formaten mal so wahrgenommen hat.
Und kam da nicht raus. Bis sich dann nach dem Schulabbruch irgendwann mal eine Hilfsarbeiterstelle gefunden habe im Schichtbetrieb. Und ich war Liebender der Nachtschicht. Ich habe das sehr genossen. Fast alleine in dieser Industriehalle zu sein. Wenn so Zielfernrohre hergestellt. Alleine zu sein. Mit niemanden groß reden zu müssen.
Und. Einfach so geschützt auch irgendwie zu sein. Nicht so aufzufallen, auch nicht so im. Blick der Beobachtung von anderen zu sein. Alles, was ich. Irgendwann nach Jahren, von einem Zeitpunkt, an dem ich gerade war. Nach Jahren. So. In mir gespürt habe.
War nichts. Ich habe irgendwann nichts mehr gespürt. Ich habe geraucht, gesoffen, gekifft. Und irgendwann nichts mehr gespürt, nichts mehr gefühlt. Mein Großvater ist gestorben. Die einzige Vaterfigur, die ich hatte. Und ich spüre nichts. Meine Mutter kommt in die Psychiatrie. Genau zu diesem Zeitpunkt. Ich spüre nichts. Es geht fast spurlos an mir vorbei.
Natürlich nicht, aber bewusst habe ich fast nichts wahrgenommen. Ich. Gehe mit Freundschaften in Konfrontation und fechte irgendwelche politischen Themen aus. Und ich spüre nichts. Ich spüre nichts. Ich will sogar mehr den Sieg als die Freundschaft. Der Sieg in der Diskussion. Da hat mir auch mal ein guter Freund den Ratschlag gegeben.
Wenn du dich zwischen Rechthaben und Freundlichkeit entscheiden darfst, wähle weise. Und als ich so nichts gespürt habe, selbst dann, als ich mein komplettes Umfeld verlassen habe, komplett abgebrochen habe und nach Berlin bin aus Frankfurt habe ich nichts gespürt, keine Verlustangst, keine Angst, irgendwie den falschen Schritt zu machen. Einfach nichts. Und dann in Berlin, als niemand mehr wirklich um mich herum war.
In der absoluten Isolation, in der absoluten Einsamkeit. Hat es mich fast erschlagen. Da haben. Mir 1000 Spiegel aufgezeigt. Was gerade nicht stimmt. 1000 Spiegel haben mir aufgezeigt, was gerade nicht stimmt. Und wo ich mein Gefühl verloren habe bzw..
Dass ich mein Gefühl verloren habe, denn es war vollkommen unbewusst. Ich war vollkommen auf der Verstandesebene, vollkommen im. Ich will. Ich denke. Ich glaube ich. Alles. Satzmäßig. Ich habe so krass in Worten gedacht, so krass in Urteilen, so krass in Wertigkeiten. Und dann habe ich gemerkt Ich fühle gar nichts. Ich weiß gar nicht, was. Möchte ich. Was ist mein Bedürfnis?
Wie? Möchte ich wirklich. Mein Leben gestalten. Ich habe immer versucht, irgendwie das richtige Leben zu suchen, im Buch oder in YouTube Videos oder sonst wo. Ich habe gemerkt, dass ich mein Lebensgefühl, das Gefühl, am Leben zu sein, komplett verloren habe. Und diese Erkenntnis. War. Sowohl erschreckend.
Aufrüttelnd. Als auch positiv, motivierend, erheiternd und krass. Ich wusste nicht mal, dass ich so was wie Gefühle habe. Ich habe andere immer davon reden hören, aber wusste nie, wie ich Bezug und Verbindung dazu aufbauen kann zu meinen Gefühlen. Und danke. Depression. Weil sie wird oft missverstanden als Krankheit, die man lösen muss, die man überwinden muss, die man hat, die man auch unten halten muss, unterdrücken muss mit Antidepressiva und sonst was.
Meine Mutter hat das alles bekommen. Ich war auch schon so weit, dass ich Antidepressiva verschrieben bekommen habe, hab das Rezept im Müll geworfen. Nicht, dass ich irgendwas besser gemacht habe, aber ich hatte. Nicht das Gefühl, dass ich da irgendwie irgendwas brauche. Sondern. Also irgendwas brauchen, was von außerhalb kommt, sondern irgendwas was von inerhalb kommt. Und ich hatte auch die Möglichkeit und die Zeit zu warten. Und dieses Gefühl kam immer ein bisschen mehr.
Und die Depression war grandios. Denn sie hat mich in der Lebenssituation erwischt. Hätte ich in dieser Situation gefühlt. Dann wäre ich wahrscheinlich. Hoch suizidal geworden. Ich war suizidal mit Suizidgedanken. Aber. Es war nicht knapp. Es war noch weit entfernt. Aber hätte ich gefühlt an Stellen, an denen ich eigentlich so überwältigt war.
Von Stress. Negative Emotionen wie Wut, Angst, Trauer. Angst um meine Mutter, die zu verlieren, weil sie Suizidgedanken gegenüber mir geäußert hat. Angst. Niemals meinem opa für seine. Für sein Vaterbild, das er mir gegeben hat, zu danken, gedankt zu haben, als er gestorben ist. Wut auf diverse Männer im Leben meiner Mutter. Die sie schlecht behandelt haben.
Hätte ich das all das gefühlt? Hätte ich all das gefühlt, als ich in der Lage war, das Gefühl zu müssen. Wäre ich komplett durchgedreht. Und deswegen. Danke. Depression. Dass du mich in die Bubble genommen hast. Mich in eine Art. Seifenblase. Und mich getragen hast durch diese Zeit. Die auch viel mit Verdrängung zu tun hatte und die auch viel früher angefangen hat als 15.
Aber danke. Depression. Dass du es mir ermöglicht hast. Nichts zu fühlen. Als Gefühle mich hätten umbringen können. Und ich danke dir bewusst. Denn jetzt ist die Zeit. Mit verschiedenen Tools Techniken. Mit den richtigen Menschen in meinem Leben.
Und in richtigen Räumen. Gefühle zuzulassen. Über Gefühle zu reden. Mich auszutauschen. Zu erforschen. Selbst interessiert. An Erfahrung, an Selbsterfahrung interessiert. Nicht, weil ich mir denke ach, jetzt schaue ich mir die Scheiße an und das ist alles so nah und wahr und muss irgendwann irgendwas rauskommen, sondern was war da eigentlich los? Wo ist meine Identität?
In dem Ganzen? Wo bin ich teilweise auf der Strecke geblieben? Und was davon ist auf der Strecke geblieben? Was ich jetzt in meinem jetzigen Leben gerne mehr hätte. Ich singe. Neuerdings singe ich. Sie haben immer gedacht, den Glaubenssatz gehabt Ich kann nicht singen. Es gibt nur spezielle Menschen, die ein spezielles Talent haben, was sie singen lässt. Und heute? Soll ich es vormachen? Ich weiß nicht. Alle mal schwarz.
Ich sehe die Zukunft pink. Und wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind. Denn ich sehe die Zukunft pink sehr dazu. Yeah, yeah, yeah, yeah, Yeah. Okay. Spontan. Und wem immer ich irgendeinen Rat geben darf im Sinne der Depression. Findet das.
Was du auf der Strecke gelassen hast, aber eigentlich deins war. Oder du einfach Interesse daran hattest und greift das wieder auf. Aus der Depression kommst du nicht raus, wenn du dir denkst, ich muss jetzt irgendwie XY erreichen. Damit mir endlich meine Mutter verzeiht oder mein Vater stolz auf mich ist oder sonst was. Sondern macht dich glücklich. Und das kann dir auch kein Psychologe sagen.
Das kann dir kein Coach sagen. Menschen können dir höchstens wertvolle Fragen stellen, damit du an diese Ressourcen kommst, sie anzapfen kannst. Und übertragen kann es auf die Zukunft. Aber für mich. Das wird langsam sehr, sehr deutlich. Ist beispielsweise so was wie Gesang ein Katapult aus der Depression heraus? Nicht, dass ich da raus muss. Sondern weil ich mich auf sicherem Wege von ihr entledigen kann.
Und das geht nur in Dankbarkeit. Dankbar zu sein. Für eine scheinbare Krankheit wie für den Schnupfen, obwohl der Schnupfen die Heilungsreaktion ist auf die Bakterien und Viren, die in uns kommen und unseren Körper, unser Immunsystem irgendwie befallen wollen, bin ich dankbar für die Depression, die die Heilungsreaktion ist auf all den Scheiße irgendwie versucht hat, in meinen Geist zu kommen und ich wie ein fucking meditativer Monk.
Mönch. In mir ruhte. Und jetzt sehr viel Lebensqualität genau daraus ziehe. Diese Qualität zu haben, zu machen, zu können, bewusst zu machen zu können und komplett bei mir zu sein.
Da hast du ein Teil meiner Geschichte. Was ist dein Teil?